Die Stadt Rheinbach, erstmalig im Jahre 762 in einer Schenkungsurkunde erwähnt, stellte sich um 1900 die Frage, ob es sinnvoll wäre, in Rheinbach entweder eine Kaserne oder ein Zuchthaus zu errichten. Man entschied sich für den Bau eines Zuchthauses und eröffnete 1914 nach vierjähriger Bauzeit feierlich das neu erschaffene Gefängnis. Unter königlich preußischer Aufsicht bot es fortan 714 Gefangenen Unterkunft und Verpflegung. Gebaut wurde nach englischem Vorbild in einer klassischen Kreuzbauweise.

Der alte Verwaltungseingang der Justizvollzugsanstalt Rheinbach Der alte Verwaltungseingang
Das Zuchthaus in Reinbach war in seiner damaligen Zuständigkeit nahezu unbeschränkt. Ein Belegungshoch erlebte das Rheinbacher Gefängnis in den 50er und 60er Jahren, in denen es mit bis zu 850 Gefangenen belegt war. Alle körperlich und geistig dazu in der Lage befindlichen Gefangenen gingen in dieser Zeit einer bezahlten Tätigkeit nach. Der durchschnittliche Verdienst lag in der Regel zwischen 10 und 30 Pfennigen, als Gefangenenbekleidung wurden größtenteils alte  Wehrmachtsbestände aufgebraucht. Mit der Strafrechtsreform 1969 wurde das Zuchthaus zur JVA.

In den darauf folgenden Jahren wurden die Belegungszahlen reduziert. Die Klientel bestand zu 80% aus Schwerstkriminellen, darunter auch ca. 100 Gefangene mit lebenslangen Haftstrafen. Mit dem Inkrafttreten des Strafvollzugsgesetzes am 01.01.1977 stand der Vollzug in den Anfängen eines Wandels. Den Bediensteten wurden mehr Behandlungs- und Betreuungsaufgaben übertragen. Freizeit- und Gesprächsgruppen entstanden, der Resozialisierungsgedanke wurde verstärkt mit Leben gefüllt. Ständige Querelen der Gefangenen gipfelten 1989 erstmalig in einer Geiselnahme eines Bediensteten. Ein schnelles Eingreifen von Spezialkräften der Polizei verhinderte Schlimmeres. Ein weiterer Tiefpunkt war eine Gefangenenmeuterei im Jahre 1990. Anlass war eine angebliche Amnestie von Gefangenen aufgrund der Wiedervereinigung. Auch diese konnte nach drei Tagen zwar mit einem hohen Sachschaden, glücklicherweise aber ohne größeren Personenschaden beendet werden.   

Die folgenden Jahre waren geprägt durch umfangreiche Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen. Zuerst wurden Teile des vorhandenen Gebäudes massiv erneuert und modernisiert. Brisantes Detail dabei war der Fund einer Bombe aus vergangenen Tagen im Jahre 2001. Zur Entschärfung dieses  Fundstückes musste das komplette umliegende Areal geräumt werden - neben diversen privaten Wohnungen und ansässigen Geschäften eben auch das Hafthaus der JVA Rheinbach. Gefangenentransporter aus umliegenden Anstalten wurden zur Hilfe gebeten - die gesamte Belegung des Hafthauses wurde systematisch geräumt und für einige Stunden in benachbarten Anstalten untergebracht. Dies alles geschah Dank ruhiger und besonnener Planung und Ausführung ohne größere Zwischenfälle.

Ein neu erbauter Teil grenzt an Renovierungsarbeiten eines bestehenden Haftgebäudes Anbau und Renovierung des Hafthauses im Rohbau

Zur Zeit wird nach der erfolgreich abgeschlossener Erstellung eines kompletten neuen Verwaltungsgebäudes, einer neuen Umwehrungsmauer, eines neuen Sportplatzes und einer Sporthalle sowie der neuen Arbeitshalle die Erneuerung des Hafthauses sowie einer weiteren Werkhalle vorangetrieben, welche den Inhaftierten weitere sinnvolle Arbeitsplätze bieten wird.

Die neu errichtete Umwehrung bildet aufgrund ihrer imposanten Höhe und ihrer Konzeption neben den neu errichteten Kamera- und Überwachungsanlagen den Grundstein zu einer erhöhten Sicherheit. Das neu erstellte Verwaltungsgebäude bildet das "frische Gesicht" der JVA Rheinbach in der Öffentlichkeit. Neu geschaffene, freundliche Besucherbereiche, eine neue Außenpforte und nicht zuletzt neu errichtete Parkmöglichkeiten sind nur einige der herausragenden Aspekte, die der JVA Rheinbach den Schritt in eine positive Zukunft ermöglichen.

Beispielhaft wird hier gezeigt, wie bewährtes, denkmalgeschütztes Gut neben modernster Technik in Einklang harmonieren kann. Vollzuglich hat die Anstalt mit der Einrichtung von Behandlungswohngruppen für Gewalttäter und Drogenabhängige am 01.09.2005 einen großen Schritt nach vorne gemacht.

 

Sie haben Interesse an mehr Informationen?

Lesen Sie auch: Die Justizvollzugsanstalt Rheinbach um 1935

Die neu errichtete Sporthalle
Die neu errichtetet Umwehrungsmauer
Die zentrale Kameraüberwachung auf der Sicherheitszentrale
Ein Blick auf die renovierte Fassade des Hafthauses