Ein historischer Gefangenenbus Der "Umlauf" aus Köln

 

An den nordöstlichen Ausläufern der Eifel, dort wo sich die Landschaft zur rheinischen Ebene hin verflacht, an der Eisenbahnstrecke Bonn – Euskirchen – Düren, liegt die Stadt Rheinbach, die, früher selbstständige Kreisstadt, heute zum Bonner Umland gehört und etwa 4000 Einwohner zählt. Das in südwestlicher Richtung von schönen Waldungen umgebene Städtchen liegt 22 km von Bonn und etwa 50 km von Köln entfernt.Das Zuchthaus, an der nordwestlichen Peripherie Rheinbachs, liegt unweit der Eisenbahnlinie und ist von dem Stadtinnern etwa 1 km entfernt. Das gesamte reichseigene Anstaltsgelände umfasst eine Fläche von rund 12,25 ha. Von der bebauten Fläche von rund 5 ha entfallen allein auf das durch die Umwehrungsmauer begrenzte eigentliche Anstaltsgelände fast 2 ha. Der restliche Teil und das später noch zu erwähnende Pachtland werden landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzt und umfassen die notwendigen Innenstraßen, Wege und Ziergärten.Die Anstalt, deren Bau im Jahre 1910 begonnen wurde, ist am 1. April 1914 ihrer Zweckbestimmung übergeben worden und zwar als Ersatz für das veraltete, unzureichende Zuchthaus auf dem Michaelsberg in Siegburg, das später wieder in eine Benediktinerabtei umgewandelt worden ist. Die Anstalt ist von Anfang an für den Vollzug von Zuchthausstrafen bestimmt worden ist nach dem heutigen Stande mit einigen Ausnahmen Einlieferungsanstalt für alle im Oberlandesgerichtsbezirk Köln zu Zuchthausstrafe verurteilten männlichen Personen ohne Unterschied des Alters und des religiösen Bekenntnisses. Jugendliche, d.h. minderjährige Zuchthausgefangene und solche unter 25 Jahren, die nicht oder nur gering vorbestraft sind, werden innerhalb der Anstalt in einer besonderen Abteilung untergebracht.

Bauart, Gliederung und Umwehrung der Anstalt mit Beschreibung der einzelnen Gebäudeteile

Der Hauptbau der viergeschossigen Anstalt ist in Kreuzform gehalten und nach englischem Muster panoptisch gestaltet. Der Eingangsflügel enthält im Erdgeschoss zwei Lagerräume für Rohstoffe der Arbeitsbetriebe, die Kleiderkammer für die Aufbewahrung der Zivilkleidung der Gefangenen, eine Nebenkammer (Handkammer), das Geschäftszimmer des Hausvaters mit danebenliegendem Aufnahmebad und einen weiteren Lagerraum, die Hauptkammer für Lagerungs- und Bekleidungsgegenstände mit zwei Nebenkammern, einen Lagerraum für den Wirtschaftsbetrieb und das Beamtenbad. Im ersten Geschoss ist die Verwaltung in 16 Räumen untergebracht und zwar befinden sich hier: links das Beratungszimmer, das Dienstzimmer des Vorstandes, die Kasse I, die Geschäftszimmer für den Arbeitsbetrieb, die Kasse II und das Besuchszimmer, rechts je ein Geschäftszimmer für die Werkmeister, den Oberlehrer, den Polizeiinspektor, den Innenpförtner, das Sekretariat, den katholischen und evangelischen Geistlichen und den Wirtschaftsbetrieb, sowie das Wartezimmer für das Publikum. Das schlicht und ernst gehaltene Besuchszimmer liegt so, dass der Gefangene vom Zellenflügel aus, ohne mit dem Verwaltungsflügel in Berührung zu kommen, in dieses Zimmer geführt werden kann. Über der Verwaltung befindet sich die für beide christlichen Konfessionen bestimmte Anstaltskirche mit 412 festen Sitzplätzen (stalls). Auf der am Kircheneingang gelegenen Empore ist eine Orgel aufgestellt. Hinter dem Altarraum sind die Sakristeien der beiden Geistlichen eingebaut. Für die diensthabenden Aufsichtsbeamten sind an verschiedenen Stellen der Kirche erhöhte Sitzplätze angebracht.Der zwischen dem Verwaltungsflügel und der Zentrale liegende dreigeschossige Gebäudeteil, der sogenannte Kopfflügel, enthält im Erdgeschoss, außer 8 Schlafzellen mit je 11 cbm Rauminhalt, 8 Arrestzellen. Diese nur mit einer auf gemauertem Sockel ruhenden Holzpritsche versehenen Zellen sind mit doppelten Türen versehen und im Innern durch besonders starke Gitterstäbe, die durch eine ebenso starke Gittertür unterbrochen sind, abgeteilt. In den beiden weiteren Geschossen des Kopfflügels sind zusammen 24 Schlafzellen untergebracht. Außerdem befinden sich in diesem Flügel noch das Dienstzimmer des Ersten Hauptwachtmeisters (Oberaufsehers), ein Oberwachtmeisterraum und die erforderliche Zahl von Reinigungszellen.Das Hauptzellenhaus besteht aus drei großen, in der Zentrale zusammenlaufenden, viergeschossigen Zellenflügeln. Jeder Flügel ist in vier Stationen unterteilt. Auf jeder Station ist ein Aufenthaltsraum für den Aufsichtsbeamten, sowie eine Reinigungszelle. Die Zellen selbst liegen nach der Außenwand zu. Nach dem Innern hin sind die Zellen von schmalen, mit Geländern versehenen Galerien umgeben. Die die einzelnen Geschosse verbindenden Treppen sind so ausgeführt, dass die Übersicht innerhalb der Anstalt nicht gestört wird. Am Ende der breiten Querflügel sind zweigeschossig insgesamt 6 Arbeitssäle untergebracht und zwar augenblicklich: die Buchbinderei, die Druckerei, ein Lederverarbeitungsbetrieb, die Korbmacherei, ein Kartonagenbetrieb, sowie ein Papierlager. Am Ende des dem Verwaltungsflügel gegenüberliegenden Längsflügels ist eingeschossig das Lazarett angebaut. Es verfügt über 4 Einzelkrankenzimmer von je 35 cbm Inhalt, einen Gemeinschaftssaal mit 12 Betten, je ein Zimmer für den Arzt, den Zahnarzt, den Lazarettbeamten mit Hausapotheke, ein Bestrahlungszimmer und ein Bad mit anschließender Beruhigungszelle. Diese, früher Tobzelle genannt, hat abgerundete Ecken, einen kleinen Licht- und Luftschacht und zwei schallsichere Türen. Im Kellergeschoss des Lazarettbaues befindet sich eine nur für diesen bestimmte koksgefeuerte Warmwasserheizung, sowie ein Desinfektionsraum mit einem Desinfektionsofen. Im Zellenflügel unweit des Lazaretts sind 10 Zellen hilfsweise als Revierzellen vorgesehen. In den Winkeln der drei großen an die Zentrale anstoßenden Zellenflügel sind noch untergebracht: im Erdgeschoss ein Arbeitssaal und das Gefangenenbad, im zweiten und dritten Geschoss je zwei Arbeitssäle von je 170 cbm Rauminhalt und im vierten Geschoss noch ein Arbeitssaal gleicher Größe, sowie die Schule, die gleichzeitig die Gefangenenbücherei enthält. Während der gesamte Anstaltsbau  außer dem Lazarett nicht unterkellert ist, liegt das Fundament der Heizungsanlage etwa 2,5 m unter der Erdoberfläche und zwar unterhalb der Zentrale. Rechts und links vom Verwaltungsgebäude verbindet eine Mauer mit großen Toren die im halbrechten Winkel dazu liegenden Wirtschafts- und Arbeitsgebäude. Rechts befindet sich in einem massiven Gebäude, das mit einem weiteren Mauerteil bis zum Ende eines Zellenquerflügels reicht, die Waschküche mit darüberliegendem Trockenboden, der mit einer dampfgeheizten Trockenkulisse ausgestattet ist. An die Waschküche schließen sich an: die Kochküche mit Spülküche, der Kartoffelschäl-, der Brotschneideraum und die Bäckerei, sowie ein Lagerraum für Bäckereivorräte und ein Teil des Lebensmittellagers. Oberhalb dieser Räume ist ein Lagerraum für Fertigwaren. Das Wirtschaftsgebäude ist größtenteils unterkellert und enthält Kartoffel- und Gemüsekeller, 5 Aufbewahrungsräume für Lebensmittelvorräte, sowie eine elektrisch automatische Kühlmaschine. An das Wirtschaftsgebäude schließen sich eine Lagerbaracke für den Arbeitsbetrieb, die Kraftwagengarage und ein Materialschuppen an. Das Ende dieser Gebäude ist durch den schon erwähnten kurzen Mauerteil mit dem Ende des Zellenquerflügels verbunden. Der Beschreibung auf der rechten Seite entsprechend liegen links, zu einem Gebäude für den Arbeitsbetrieb vereinigt, folgende Räume: der vom Vorderhof aus erreichbare Pferdestall für die Anstaltspferde mit Geschirrkammer und Futterraum, ein Heizraum für die daneben liegende Trockendarre für Nutzhölzer, die Schmiede und Schlosserei, die Schreinerei, die in je einen Raum für Hand- und Maschinenarbeit geteilt ist, ein weiterer Materialschuppen, die Polsterei und endlich die Leichenkammer. Oberhalb der Schreinerei befinden sich ein Lagerraum für Spezialhölzer, ein Beiz- und Anstreicherraum, ein großer Arbeitssaal für Bankschreinerei und das Geschäftszimmer für den Schreinermeister. Die Maschinenschreinerei ist mit einer Entspänungsanlage versehen, die durch Rohrleitungen mit dem auf dem Hofe befindlichen Exhaustorenhäuschen verbunden ist.Die beiden, den Wirtschafts- und Arbeitsgebäuden vorgelagerten, kleineren Spazierhöfe sind durch Rasen- und Blumenbeetanlagen freundlich gestaltet und mit hohen Beleuchtungsmasten versehen.Von den beiden Zellenquerflügeln bis zum Lazarett, dem Ende des Längsflügels, erstreckt sich eine 5 m hohe Mauer mit eingebauten Beleuchtungs- und Alarmanlagen. Von dieser Mauer bzw. den Wirtschafts- und Arbeitsgebäuden 5 m entfernt befindet sich die sämtliche bis jetzt aufgeführten Gebäudeteile umschließende Umwehrungsmauer, die ebenfalls 5 m hoch ist. Die äußere Ringmauer wird nur durch das Torgebäude unterbrochen. In diesem ist das Pförtnerzimmer mit der Hauptschalttafel für die Lichtzufuhr der Anstalt und einem eingebauten Schlüsselschrank. In einem an das Pfortenzimmer anschließenden Raum werden in besonders gesicherten Schränken Waffen und Munition aufbewahrt. Ein weiterer Raum beherbergt die Rohrleitungsanlage für die Wasserversorgung der Beamtenwohnhäuser, sowie den Hauptanschluss an das städtische Wassernetz. An das Torgebäude ist für die Beamtenschaft ein Mangelraum angebaut, der nur –von außerhalb der Ringmauer zugänglich ist und dessen Schlüssel an der Pforte aufbewahrt wird. Im Vorderhof, d.h. zwischen Außenpforte und Haupteingang, ist am Kopf des Wirtschaftsgebäudes der Hundezwinger und seitlich der Fahrradschuppen angebaut. 

Zahl der Dienstwohnungen

Die zu der Anstalt gehörigen Dienstwohnungen der Beamten liegen teils an der Straßenfront der Landstraße Bonn – Euskirchen, teil rings um die Anstalt verteilt. Es sind vorhanden: das Wohnhaus für den Anstaltsleiter, ein Doppelwohnhaus für die beiden Pfarrer, je ein Doppelwohnhaus für Inspektoren und Sekretäre, ein Wohnhaus für den Oberlehrer und zwei Erste Hauptwachtmeister und 14 Doppelwohnhäuser für Aufsichtsbeamte. Die Zweifamilienhäuser sind vertikal getrennt und mit besonderen Zugängen versehen. Jedes Haus ist von einem Zier- und Nutzgarten umgeben. Nach den Hauptstraßen hin sind die Dienstwohnungen durch ein mit Holzstaketten besetztes, niedriges Mauerwerk, sonst nur durch Holzzäume, abgezäunt. Die Dienstwohnungen sind wie das gesamte Anstaltsgebäude mit gelbem und grauem Terranova verputzt. Mit Rücksicht auf das raue und meist windige Klima haben die Dienstwohnungen Doppelfenster und Holzläden.

Belegungsfähigkeit der Anstalt, Zahl und Größe der Hafträume

Die normale Belegungsfähigkeit beträgt 567 Köpfe. Es sind zur Zeit 469 Wohn- und 55 Schlafzellen vorhanden. Von den ersteren ist ein Teil für die Belegung mit 3 Gefangenen vorgesehen. Während die Schlafzellen für Gefangene, die tagsüber außerhalb der Zelle beschäftigt werden, bei einer Größe von 3,84 qm über einen Inhalt von 11 cbm verfügen, besitzen die übrigen Normalzellen bei 7,70 qm Flächeninhalt einen Rauminhalt von 22,18 cbm. Nur einige Zellen weichen von diesen Maßen ab, sie haben bei einer Fläche von 9,28 qm 26,73 cbm Rauminhalt. Zeitweilig sind fast 1000 Gefangene ohne Beschwerden untergebracht worden.Die Zellen sind durch eine starke, innen mit einer Eisenblechhaut überzogenen Tür mit einem doppelt schließbaren Schloss und einem Riegel gesichert. Eine kleine, außen mit einer Klappe versehene Beobachtungsscheibe ermöglicht den Einblick in das Innere. Oberhalb der Tür ist ein kleiner, schräg gelagerter Luftschacht; unter diesem sind außerhalb die Lichtsicherung und neben der Tür die Lichtschaltung angebracht. Die Gefangenen können sich von innen her durch Herausstoßen einer Signalklappe bemerkbar machen. Das meist ziemlich hoch angebrachte Zellenfenster ist im Oberlicht zu öffnen. Außerhalb sind die Zellen durch starke, eingemauerte Gitterstäbe gesichert. Zur Erhöhung der Sicherheit gegenüber besonders gefährlichen und fluchtverdächtigen Gefangenen ist ein Teil der Zellen mit besonders gehärteten Gitterstäben und häufigerer Verstrebung versehen und auch im Mauerwerk besonders gesichert. Alle Zellen verfügen über elektrische Beleuchtung und Heizung. Wasserspülklosetts sind in den Zellen nicht vorhanden.

Heizung, Beleuchtung, Wasserversorgung, Badeeinrichtung und Abwässer

Die Heizung, im tiefer gelegenen Erdgeschoss unterhalb der Zentrale eingebaut, ist eine Warmwasserheizungsanlage, die aus vier großen koksgefeuerten Öfen besteht. Diese vier Öfen versorgen die Zellenflügel, sowie das Verwaltungsgebäude einschließlich der Kirche, nicht aber das Lazarett, das von einer besonderen, im Keller des Lazaretts befindlichen Warmwasserheizung versorgt wird. Die außerhalb des zusammenhängenden Anstaltsbaues gelegenen Arbeits- und Wirtschaftsräume, außer Koch-, Waschküche und Bäckerei, in denen Gefangene beschäftigt werden, werden durch einfache Öfen mit Koks- oder Brikettfeuerung geheizt. Licht- und Kraftstrom werden durch das Rheinisch westfälische Elektrizitätswerk (R.W.E.) bezogen und von der Hochspannungsleitung in einem auf dem Anstaltsgelände stehenden Transformator umgeformt. Alle Räume einschließlich der Zellen sind mit elektrischem Licht versehen. Für Notfälle sind an allen bedeutsamen Stellen Petroleumlampen angebracht. Die Wasserversorgung erfolgt in der Regel durch einen im Zentralheizungsraum befindlichen Brunnen, der durch 2 elektromotorische Pumpen stündlich etwa 14 cbm Wasser fördert, und außer der Anstalt auch die Dienstwohnungen der Beamten mitversorgt. Oberhalb der Zentrale befinden sich 3 Wasserreservoirs, die je 7 cbm Wasser fassen. Die Anstalt ist außerdem noch hilfsweise an das städtische Wasserleitungsnetz angeschlossen, so dass im Bedarfs- bezw. Notfalle die Wasserversorgung sichergestellt ist. Außerdem werden die in den Höfen und außerhalb der Anstalt angelegten Brunnen wieder in Betrieb gesetzt. An Badeeinrichtungen sind vorhanden: das im Innern der Anstalt gelegene Gefangenenbad, ein Raum von 178 cbm Inhalt, mit 12 Brausen und einer Wanne. Die Brausen sind durch undurchsichtige Drahtglaswände voneinander getrennt und besitzen einen kurzen Schamvorhang. Der mit Fliesen belegte Fußboden ist in den Brausezellen mit einem Holzrost versehen. Besondere Badeeinrichtungen bestehen noch im Lazarett für kranke Gefangene (Wannenbad), in der Hausvaterei für eingelieferte Gefangene (Wannenbad mit Brause) und im Erdgeschoss des Verwaltungsflügels für Beamte (Wannenbad mit Brause und Warmwasserboiler). In der auf jeder Station befindlichen Reinigungszelle werden die Abwässer und die Fäkalien ausgeleert, die in einem eigenen Kanalisationsnetz zusammenfließen und in einer etwa 300 m von der Anstalt entfernt liegenden eigenen Kläranlage älterer Konstruktion bereinigt werden. An dieses anstaltseigene Kanalisationsnetz sind alle Gebäudeteile, sowie die Beamtendienstwohnungen angeschlossen. Für die Gefangenen wird das Wasser auf den Stationsfluren an besonderen Zapfstellen entnommen.

Hauswirtschaftliche Räume

Die Kochküche ist ein lichter Raum von 91 qm Flächeninhalt, deren Boden helle, geriffelte Steinplatten trägt und deren Wände mit weißen Fliesen bekleidet sind. Sie besitzt 5 große Senking-Kochkessel mit Wasserbad, die ein Fassungsvermögen von je 500 bis 750 l haben. Die Kessel werden von einer in der danebenliegenden Waschküche angebrachten Dampfheizungsanlage, die gleichzeitig die Anlagen der Wäscherei mit Dampf versorgt, gespeist. Diese Heizungsanlage setzt sich aus drei Heizkesseln zusammen. Außer einem großen Kochherd mit Kohlenheizung und einem Warmwasserboiler verfügt die Küche über alle zweckentsprechenden Geräte und Ausrüstungsgegenstände. Ein großer Ventilator sorgt für die Zufuhr von Frischluft, während die Wrasen durch 3 Abzugsschächte beseitigt werden. Zwei große, gemauerte und mit Fliesen bekleidete Becken dienen zur Aufnahme der geschälten Kartoffeln. Unmittelbar –neben der Kochküche befindet sich die Spülküche, in der zugleich die Speisentransportkessel und die sonstigen Geräte aufbewahrt werden. Die nach der anderen Seite neben der Kochküche gelegene Waschküche besitzt zwei Waschtrommeln und eine Zentrifuge (Wringmaschine). Es wird außer für den eigenen Bedarf auch noch für andere Auftraggeber gewaschen. Neben der Spülküche ist der Raum für die Kartoffelschäler, die die geschälten Kartoffeln in ein fliesenbekleidetes Becken ausleeren, das mit der Spülküche verbunden ist. Gegenüber dem Kartoffelschäl- befindet sich der Brotschneideraum mit einer handbedienten, auf bestimmte Gewichtsmengen einstellbaren Brotschneidemaschine. Die hinter Brotschneide- und Kartoffelschälraum gelegene Bäckerei verfügt über einen zweifachen Ausziehbackofen. Er ist ein Wasserheizungsbackofen mit rauchverzehrender Brikettfeuerung, in dem gleichzeitig 90 Brote zu je 3 kg gebacken werden können. Eine Teigknetmaschine mit zwei auswechselbaren Bottichen, zwei Teigmulden, sowie zwei fahrbare Brotständer helfen die erforderliche Arbeit zu leisten. An die Bäckerei schließt sich ein Lagerraum für Rohstoffe und Fertigwaren der Bäckerei, sowie ein Lebensmittellager an.

Zeitangabe-, Fernsprech- und Alarmeinrichtungen

Im Mittelpunkt der Anstalt, der Zentrale, ist eine elektrisch angetriebene Normaluhr mit drei Zifferblättern, die von einer Präzisionsuhr im Dienstzimmer des Ersten Hauptwachtmeisters (Oberaufsehers) aus reguliert wird. Außerdem sind in den meisten Büros und im Außenpfortenzimmer Uhren mit Handaufzug. Im Zimmer des Innenpfortenbeamten, der mit der Außenpforte in haustelefonischer Verbindung steht, ist die Fernsprechzentrale untergebracht. Sie gehört noch einem älteren System an und ist eine posteigene Selbstwähleranlage mit einem Hauptanschluss zum Postamt und 10 Nebenanschlüssen zu den wichtigsten Dienststellen und zum Wohnhaus des Anstaltsleiters. Alle Verbindungen müssen durch die Zentrale geleitet werden. Im Nachtverkehr wird das Amt mit dem Wohnhaus des Anstaltsleiters verbunden. In allen Spazierhöfen, in der Kirche und in allen Räumen, die zur Unterbringung einer größeren Zahl von Gefangenen dienen, sowie im Besuchszimmer sind Alarmschellen vorhanden, die in der Zentrale zusammenlaufen. Ferner sind alle Dienstwohnungen der Beamten mit der Zentrale durch Alarmschellen verbunden, die täglich um die Mittagszeit auf ihr Funktionieren hin geprüft werden. Zur Erhöhung der persönlichen Sicherheit sind alle Beamten mit einer Signalpfeife, einem sogenannten Polizeipfiff, ausgerüstet, um sich bei drohender Gefahr gegenseitig verständigen zu können. Ein an der Außenpforte verwahrtes Feuerhorn dient lediglich der Alarmierung bei Feuersgefahr. 

Feuersicherheit der Anstalt

Die Feuersicherheit der Anstalt wird durch eine eigene Anstaltsfeuerwehr gewährleistet. Für diesen Zweck steht die erforderliche Zahl von Beamten, sowie von besonders zuverlässigen Gefangnen, die durchweg der Feldkolonne entnommen werden, zur Verfügung. Eine ausreichende Anzahl von Wasserentnahmestellen im Innern der Anstalt und die Hydranten in den Höfen sorgen mit dem vorhandenen Schlauchmaterial für unbedingte Feuersicherheit. Mehrere Schlauchleitungen, Stand-, Strahlrohre, Hydrantenschlüssel und das Feuerhorn werden im Torgebäude aufbewahrt. In einigen besonders feuergefährlichen Räumen sind Handspritzen vorhanden. Zur Erhöhung der Feuersicherheit steht die Anstalt mit der städtischen freiwilligen Feuerwehr, die gegebenenfalls Hilfe leistet, in Verbindung.

Arbeitsbetriebe und Beschäftigung der Inhaftierten

Auf Grund der günstigen wirtschaftgeographischen Lage Rheinbachs sind auch die Arbeitsverhältnisse der Anstalt als durchaus günstig zu bezeichnen. Die Gefangenen werden mit den verschiedensten, in den Vollzugsanstalten eingeführten Arbeiten beschäftigt, ohne dass dadurch eine Gefährdung der freien handwerklichen Arbeitszweige entsteht. Die Anstalt verfügt über staatseigene und Unternehmerbetriebe. Zu den ersteren gehören: die Schreinerei, Schlosserei, Polsterei, die Schuhmacherei, die außer für den eigenen und anderer Vollzugsanstalten auch für Heer und Arbeitsdienst arbeitet, die Druckerei und Buchbinderei, die Arbeiten für die meisten Justizbehörden innerhalb des Oberlandesgerichtsbezirks Köln und für andere Behörden leisten, und die Schneiderei. Staatseigene Betriebe sind ferner: der Betrieb zur Anfertigung von Rohrhenkeln für die keramische und Porzellanindustrie. Für diesen Betrieb kommen sogar zahlreiche Aufträge aus dem Ausland (Holland, Schweden) herein, und ferner ein Betrieb zur Anfertigung von Weidenkörben. An Unternehmerbetrieben sind vorhanden: eine Mattenfabrik, mehrere Papierverarbeitungsbetriebe, in denen ständig über 200 Gefangene Beschäftigung finden, ein Lederverarbeitungsbetrieb und endlich noch verschiedene Klein- und Kleinstbetriebe. An Arbeiten für die eigene und andere Vollzugsanstalten sind zu erwähnen: die Herstellung von Schuhen, Pantoffeln, Matratzen, Klempnereierzeugnissen, Besen- und Bürstenwaren, Aufnehmern u.ä.m. Soweit die Arbeiten nicht in den Zellen oder den dafür vorgesehenen Werkstätten verrichtet werden, stehen im Innern der Anstalt insgesamt 12 Arbeitssäle zur Verfügung. Die einzelnen Betriebe sind mit den erforderlichen Maschinen, Apparaten und Werkzeugen ausgerüstet. Außer den bis jetzt aufgeführten Arbeiten werden naturgemäß alle Arbeiten für den eigenen Bedarf des Hauses durch Gefangene ausgeführt. Nicht zuletzt sind die Außenarbeiten zu erwähnen, während des größten Teil des Jahres werden landwirtschaftliche Arbeitskommandos angefordert, die auf den unweit der Anstalt liegenden Bauernhöfen Beschäftigung finden. Für die eigene Gärtnerei und Feldwirtschaft ist fortlaufend wenigstens eine Kolonne tätig. Aus erziehlichen Gründen ist unter Aufsicht eines erfahrenen Aufsichtsbeamten aus jungen Gefangenen eine besondere Feldkolonne zusammengestellt. Die um die Anstalt gelegene landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzte Fläche, einschließlich der Straßen, Wege und Plätze ist rund 8 ha groß, wovon nur etwa 0,75 ha Pachtland darstellt.

Gesundheitspflege und ärztliche Versorgung

Das Zuchthaus verfügt über einen hauptamtlichen Arzt, dem außer der Überwachung der allgemeinen gesundheitlichen Angelegenheiten auch kleine und mittlere chirurgische Eingriffe vorbehalten sind. Die ärztliche Tätigkeit beginnt bereits bei der Einlieferung der Gefangenen und erstreckt sich zunächst auf die Feststellung ihres Gewichtes und der Untersuchung des allgemeinen gesundheitlichen Zustandes. In angemessenen Zeitabschnitten werden die Prüfungen des Körpergewichtes der Gefangenen wiederholt, wodurch ein ständiger Überblick über den Ernährungszustand der Leute gegeben ist. Der Arzt nimmt laufend seine Visiten vor. Er überwacht ferner die gesamten sanitären Anlagen der Anstalt, wirkt bei der Aufstellung der Speisepläne mit und prüft die täglichen Hauptmahlzeiten. Außer den rein ärztlichen Aufgaben hat der Anstaltarzt gleichzeitig die Leitung der kriminalbiologischen Forschungsstelle. Zur Durchführung aller seiner Arbeiten sind dem Arzt ein Lazaretthauptwachtmeister und ein im Lazarettdienst ausgebildeter Oberwachtmeister, sowie ein Kanzleiangestellter beigegeben. Ebenso gehören die vorbereitenden Arbeiten der Sterilisation und Kastration zu den Aufgaben des Anstaltarztes. Die zahnärztliche Praxis wird von einem nebenamtlich tätigen praktischen Zahnarzt ausgeübt. 

Einrichtung zur körperlichen und geistigen Ertüchtigung

In jeder Zelle befindet sich eine Turntafel mit der schematischen Darstellung einiger zweckmäßiger Freiübungen, die ohne großen Raum- und Zeitaufwand durchgeführt werden können und zu denen die Gefangenen des öfteren angehalten werden. Die jüngeren Gefangenen werden täglich eine Stunde zu gemeinsamen turnerischen und sportlichen Übungen zusammengeführt. Die Leitung dieser Übungsstunden ist einem militärisch und sportlich besonders geeigneten Beamten des Aufsichtdienstes übertragen. Eine Turnhalle für Gefangene ist nicht vorhanden. Für die geistige Hebung der Gefangenen steht eine Bücherei mit insgesamt über 8000 Bänden zur Verfügung. Eine stattliche Anzahl nationalsozialistischer Schriften sorgt für die nötige Aufklärung über das Dritte Reich und seine Politik. Zur Fortbildung der Gefangenen, die kaufmännischen oder technischen Berufen angehören bzw. zur Ausbildung hierzu besonders geeigneter Gefangenen stehen einige gebrauchte aber noch gebrauchsfähige Schreibmaschinen zur Verfügung, die nach Bedarf für bestimmte Zeit ausgegeben werden. Die Ausgabe der Maschinen wird immerhin von Führung und Arbeitsfleiß abhängig gemacht, da die Einräumung von Vergünstigungen im Zuchthaus an strengere Voraussetzungen geknüpft sein muss. Die von Zeit zu Zeit stattfindenden Einschlussgesänge des Hauschores dürften ihre seelische Wirkung auf die Gefangenen nicht verfehlen. Dasselbe gilt von den Darbietungen des Hausorchesters, das in gewissen Zeitabständen sein Können zum besten gibt. Das Hausorchester hat heute noch grundsätzlich den Zweck, die Pflege der Hausmusik bei besonders geeigneten und würdigen Gefangenen zu fördern. Ein Rundfunkempfangsgerät, das für alle Gemeinschaftsempfänge des Beamtenkörpers zur Verfügung steht, vermittelt allsonntäglich stundenweise Sendungen, die für die geistige und seelische Hebung der Gefangenen besonders geeignet sind.

Seelsorge und Schule

Die Seelsorge für die Gefangenen liegt in der Hand je eines Geistlichen des katholischen und evangelischen Bekenntnisses. Jeden Sonntag wird für die Angehörigen der beiden christlichen Konfessionen je ein Gottesdienst mit Predigt abgehalten. Außerdem findet an einem Wochentage ein Gottesdienst für die arbeitsfreien Gefangenen statt. Im Anschluss an den Wochentagsgottesdienst wird Religionsunterricht erteilt. Die besondere Seelsorge wird durch Zellenbesuche der Gefangenen ausgeübt. Gefangenen anderer Bekenntnisse ist, soweit sich die in Frage kommenden Seelsorger darum bemühen, religiöse Betreuung gewährleistet. Die von den Geistlichen und dem Oberlehrer betriebene Fürsorge erstreckt sich auf die Arbeitsvermittlung für zu entlassende Gefangene, sowie auf die Familienfürsorge. Außer dieser rein seelsorgerischen und fürsorglichen Betreuung ist den Geistlichen nach den Bestimmungen der Dienst- und Vollzugsordnung die Einsicht in den Briefwechsel ermöglicht, wodurch sie einen Einblick in die Familien- und sozialen Verhältnisse der Gefangenen erhalten und danach ihre seelsorgliche Arbeit einrichten können.Die 63 qm große Anstaltsschule mit 40 Sitzplätzen liegt im Innern der Anstalt. Sie wird von einem hauptamtlichen Oberlehrer geleitet. Die Schule gliedert sich in eine Haupt- und eine Vorstufe. In der Hauptstufe, die zugleich als Fortbildungsstufe anzusehen ist, werden überwiegend Jugendliche mit guter Volksschulbildung oder mit höherer Schulbildung zusammengefasst. Die Vorstufe umfasst Jugendliche, die das Ziel der Volksschule nicht erreicht haben. Der täglich abgehaltene Unterricht wird nach einem von der Aufsichtsbehörde genehmigten Lehrplan erteilt. In wöchentlich zwei Gesangstunden wird der Hauschor eingeübt, der die Einschlussgesänge ausführt und an Feiertagen den Gottesdienst verschönern hilft. In dem täglichen Schulunterricht wird vor allem auf die nationalsozialistische Schulung größter Wert gelegt.

Personal der Anstalt

Der Beamtenkörper des Zuchthauses Rheinbach besteht gegenwärtig aus dem Vorstand, einem Regierungsrat, einem Arzt (Regierungsmedizinalrat), einem katholischen und evangelischen Pfarrer, einem Oberlehrer, sowie der erforderlichen Zahl von Verwaltungsbeamten ( Oberinspektor, Inspektoren, Sekretäre und Angestellte). Für den Aufsichtsdienst im weiteren Sinne sind vorhanden: Erste Hauptwachtmeister im Oberaufseher-, Werkmeister- und Hausvaterdienst, Hauptwachtmeister, die durch besonders verantwortungsvolle Tätigkeit herausgehoben sind, und Oberwachtmeister. Zur Ausfüllung freier Stellen usw. werden Hilfsaufseher im Angestelltenverhältnis beschäftigt, die bei eintretendem Bedarf eingestellt und meist nur vorübergehend beschäftigt werden.

G. Winkel